Auswärtsfahrt #45

Über Schweizer Bahnhöfe und Wiederauferstehungen in Lesotho.

Nemesis (2020)
„In der Schweiz waren wir alle Bauern, bis die Eisenbahn kam“, erzählt Regisseur Thomas Imbach von seinen Grosseltern. Es ist ein Stück Geschichte, dass genau vor seinen Augen verschwindet. Luftaufnahmen von 1904 zeigen das dünn besiedelte Zürich mit dem neuen Zugdepot. Nemesis ist ein Film im Zeitraffer. Gut 131 Minuten braucht es, um mehrere Jahre zu komprimieren. Oder doch ein ganzes Jahrhundert? Imbach ist auf der Suche der Essenz der Stadt. Es kann nicht nur ein Gebäude sein, das hier verschwindet.

Die Bagger im Film bewegen sich wie Raubtiere, gierige Maschienenwesen die sich durch das Metall fressen, bis nicht mehr übrig ist ausser einer Sandwüste. Die Bauarbeiten geschehen im Zeitraffer, laufen rückwärts, werden verlangsamt. Dächer fallen und Nemesis erinnert an einen Stop-Motion-Film. Imbach manipuliert die Zeit, stellt Zürich zuweilen auf den Kopf. Es sind visuell beeindruckende Momente.
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This Is Not a Burial, It’s a Resurrection (2019)
Ein alter Mann erzählt in einer Bar vom Dorf Nazareth. Geflutet von den Wassermassen, die der Staudamm hinter sich hält. Wenn man nur genug lauscht, könne man die Stimmen der Geister unter der Erde hören. Und vielleicht sogar das Klingen der Kirchenglocke im Tal der Tränen. Es ist ein fast schon mystischer Einstieg, den This Is Not a Burial, It’s a Resurrection für seine Geschichte wählt. Eine Wiederauferstehung, die sich schon im Titel wiederfindet, ausgerechnet in dem Ort, der den Namen der Heimat von Jesus trägt. Doch eine Wiederauferstehung für wen?

Hauptfigur Mantoa redet nicht oft, aber wenn, dann mit starkem Willen. Sie lässt sich von niemanden mehr etwas vorschreiben. Warum auch, wenn sie nichts mehr zu verlieren hat ausser den Boden unter ihren Füssen. Die zentralen Themen des Films sind Gemeinschaft und Tradition. Hier in Nazareth pflügt man den gleichen Acker, den schon die Grosseltern bearbeitet haben. Die christliche Kirche mag die Leute in ihren Wänden versammeln, der Glaube an die Geister der Vorfahren ist den Menschen in Lesotho aber erhalten geblieben. Oft schwebt eine Unsicherheit über den Szenen und es stellt sich die Frage, wie spirituell Hauptfigur und Film wirklich sind. Ist Mantoa nur noch eine lebende Tote auf einer letzten Mission?
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